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rance Pre¹eren ist ein Mythos, und Mythen
muss man mit Zurückhaltung betrachten. Dabei haben wir
jedoch nicht die literarischen Werte und die Bedeutung
seiner Werke im Sinn, beide sind unumstritten und vielleicht
sogar etwas unterbewertet, sondern ausschließleiblich
die allzu häufigen Schönfärbereien des Lebens von Pre¹eren.
Eigentlich sind die Beschöniger seines Abbildes nicht
schwer zu verstehen. Seine Poesie, rein, souverän und
in ihrer Tragweite ohne Zweifel ewig, steht in schreiendem
Gegensatz zu seinem elenden und überaus unglücklichen
Leben. Diese schwer verständliche gefühlsbetonte Kluft,
verursachte uns, den ordnungsliebenden und meist folgsamen
Slowenen, nun, vor allem den Generationen vor uns, so
manches Unbehagen, dass wir uns lieber mit dem Mythos
über Pre¹erens unermessliche Güte, Weichheit, romantische
Verträumtheit, Freidenkertum und unbestechliche Prinzipienfestigkeit
zufrieden geben; nicht zu sprechen von seiner körperlichen
Anziehungskraft - welliges schwarzes Haar, graue Augen,
weicher Mund, entschlossener Gang... Irgendwie ein Super-Pre¹eren
also.
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Aber ganz so war es nicht; die Datensammlung, die uns
über das wirkliche Leben des Dichters zu Verfügung
stehen sind verhältnismäßig gering und vor allem unzuverlässig;
eine der bedeutendsten Quellen sind, sozusagen, die
Erinnerungen seiner Tochter Ernestina,
die als Pre¹eren starb, erst sechs Jahre alt war.
Oder die Erinnerungen der jüngsten Schwester des Dichters,
Lenka,
die im Jahre 1811 geboren wurde, als Pre¹eren beim
Onkel in Kopanj wohnte und sich auf die Einschulung
auf die Normalschule in Ribnica vorbereitete; nach
Hause nach Vrba, kam er aber nur in den Ferien, aber
das auch nicht so häufig. Und auch über das äußerliche
Aussehen des Dichters kann man nicht objektiv urteilen;
es besteht kein zuverlässiges Portrait von France
Pre¹eren. Zahlreiche Darstellungen sind auf Grund
von Beschreibungen und Erzählungen seiner Zeitgenossen
entstanden. Dennoch gibt es genug Quellen, um feststellen
zu können, dass unser größter Dichter nicht so war,
wie die Lehrpläne und die frisierten Beschreibungen
von Literarhistorikern es glauben machen wollten.
Pre¹eren war weit entfernt von einer vorbildlichen
Persönlichkeit, eher entgegengesetzt. Aber das ist
überhaupt nicht wichtig: es ist nicht wichtig was
Pre¹eren nicht war, bedeutend ist, was er ist. Und
hier gibt es keinen Zweifel: Pre¹eren ist der größte
slowenische Dichter. Diese Anerkennung ist das größte,
was wir zu seiner Erinnerungen tun können. Wenn man
aber manchmal in seinem Namen ein Glas Wein leeren,
würde France bestimmt nichts dagegen haben. Zum Wohl!
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Bo¹tjan Lajovic
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