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1830 |
Matija Èop kehrt in die Heimat zurück |
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m zweiten, dem dichterischen Pol seines
Lebens begannen sich zu jener Zeit schicksalhafte Verschiebungen
abzuwickeln. Matija Èop, vielleicht der gebildetste Slowene
jener Zeit, kam nach Ljubljana zurück und begann einen
lebhaften Verkehr mit Pre¹eren. Matija Èops außerordentliche
theoretische Beschlagenheit und vor allem sein klar orientierter
Aspekt in die Notwendigkeit der Literaturentwicklung in
der slowenischen Sprache, stimmten völlig mit Pre¹erens
Dichtergabe und dem Wunsch überein, dass sich die slowenische
Sprache baldigst kultiviere, damit sich die Slowenen mit
ihr gleichwertig an die Seite der Deutschen und anderer
Völker stellen könnten. Der "Geisteszwilling" aus Gorenjska
fand eine gemeinsame, siegreiche Formel und natürlich
viele Hindernisse, die es zu überwinden galt; von der
verknöcherten jansenistischen Mentalität auf dem Gebiet
der geistlichen Angelegenheiten, die von der Geistlichkeit
befürwortet wurde, bis hin zu Polizeiaufsicht und Terror
in den staatlich-politischen Angelegenheiten, die von
Metternichs Absolutismus aufrechterhalten wurden. Auf
Èops Rat hin begann Pre¹eren romanische Gedichtformen
einzuführen, schrieb in Terzinen und Stanzen, verfasste
erste Sonetten und öffnete damit der slowenischen Poesie
neue Dimensionen. Es entstanden immer neue Gedichte, deshalb
reifte auch die Idee heran, einen Sammelband slowenischer
Gedichte herauszubringen, erschienen als Kranjska èbelica
im Jahre 1830, in dem dann noch viermal zahlreiche Veröffentlichungen
von Pre¹eren herausgebracht wurden. Das Blatt Kranjska
èbelica wurde zum Hauptmedium für die Veröffentlichungen
der Gedichte von Pre¹eren. Die dichterischen Früchte der
Freundschaft Pre¹erens mit Èop veranschaulicht vor allem
die Elegie Slovo od mladosti (Abschied von der Jugend),
der Zyklus von Liebessonetten und die Programmsatire Nova
pisarija (Neue Schreiberei). In ihr verspottete der Dichter
Pre¹eren brillant die zu der Zeit dominierenden Auffassungen,
dass Poesie belehrend sein soll, utilitär, aber auch die
relevanten Befürworter des damaligen Denkens. Der Konflikt
zwischen den Freidenkern und Reaktionären war vorprogrammiert
und steigerte sich, vor allem Pre¹eren wurde immer sarkastischer,
so dass auch die Zensur immer unruhiger wurde. Der Dichter
musste sogar durch seinen Mentor Èop gezügelt werden,
was Pre¹eren aber nicht so recht passte. Im dritten Heft
der Kranjska èbelica erwirkte der in Wien angesehene Èop,
dass er selber die Texte durchschauen werde, hier kam
er aber mit Pre¹eren in Konflikt. Èop wollte die Leidenschaft
in Zaum halten und strich das Gedicht Apel podobo na ogled
postavi, in welchem Pre¹eren Kopitar spitz abbürstete:
"Schuster bleib bei deinen Leisten"! Den Dichter wühlte
dies ziemlich auf und er schrieb Èop einen sehr scharfen
Brief. Später entschuldigte er sich dafür. Die Gründe
für Pre¹erens unüberlegte Handlungsweise und die zeitweilige
Kleinmütigkeit, als er nicht an die Qualität seiner Dichtkunst
glauben wollte, sind vor allem in den beruflichen Schwierigkeiten
zu suchen. Die Gratisarbeit als Praktikant in den Staatsämtern
trug keine Früchte, die Amtsvorsteher lehnten, obwohl
sie mit ihm zufrieden waren, alle seine Anträge für eine
finanzielle Hilfe ab, außerdem gab es keine Anzeichen,
dass er eine regelmäßige Anstellung bekommen würde. France
Pre¹eren sah sich gezwungen auf die Amtskarriere zu verzichten
und verdingte sich als Rechtsanwaltanwärter, als Konzipient,
bei Dr. Baumgartner. Die nächste große Probe bzw. Erfahrung
für Pre¹eren und Èop war der slowenische ABC-Krieg. Jernej
Kopitar und sein Schüler Metelko versuchten eine neue
Buchstabenschrift, genaugenommen zwölf neue Buchstaben
einzuführen, die inhaltlich wie auch ästhetisch unbegründet
waren. Pre¹eren stürzte sich mit Begeisterung in den Streitfall
mit der berühmten Sonette über den Brei, während der diplomatische
Èop aber schwieg. An seiner Stelle meldete sich der tschechische
Dichter Èelakovsky zu Wort, welcher die Reform der Buchstabenschrift
ablehnte, gleichzeitig aber, in Bewertung der ersten drei
Hefte der Kranjska èbelica, die Poesie von Pre¹eren lobte.
Das war die erste günstige Kritik, die dem unsicheren
Dichter neues Selbstbewusstsein verlieh. Èop, angeregt
durch Èelakovsky, griff dann doch entschlossener die "metelèica",
Metelkos neue Schriftreform an, die bald danach auch durch
ein Hofdekret verboten wurde.
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