|
|
|
1839 |
"Arbeite sieben Stunden, damit ich
zwei Stunden trinken kann" |
|
|
|
|
 |
ei all diesen stürmischen Erschütterungen
des immer mehr resignierenden Dichters stand ihm stets
die junge Ana Jelov¹ek zur Seite. Pre¹eren lernte sie,
erst dreizehn Jahre alt, im Hause Crobath, wo sie als
Gouvernante arbeitete, kennen. Zuerst machte sie auf ihn
keinen größeren Eindruck, obwohl sie anscheinend ein Mädchen
war, das den Männern gefiel. Erst später entwickelte sich
zwischen ihnen eine Beziehung, die auf der einen Seite
vielleicht bei Pre¹eren die einzige richtige erotische
Erfahrung, auf der anderen aber des Dichters endgültigen
moralischen und menschlichen Verfall bedeutete. Vielleicht
hoffte und dachte sich Pre¹eren wirklich, dass er mit
Ana eine Familie gründen und ein normales bürgerliches
Leben führen würde, jedoch bestanden dafür keine reellen
Möglichkeiten. Pre¹eren war schüchtern und gehemmt, Ana
dagegen lebendig und ein ziemlich sorgloses Mädchen; ihre
drei unehelichen Kinder gab sie in Pflege. Charakteristisch
ist es aber, dass Pre¹eren in der ganzen Zeit ihrer Bekanntschaft
und Beziehung kein einziges Liebesgedicht zu Ehren von
Ana geschrieben hat. Das einzige, das die "Liebe" der
beiden behandelt, ist Nezakonska mati (Außereheliche Mutter),
das jedoch sehr problematisch ist, in Hinblick darauf,
dass der Vater der unehelichen Kinder gerade Pre¹eren
war. Über die Tiefe ihrer Beziehung zeugt eine Anekdote,
die von der Tochter der beiden geschrieben wurde, von
Ernestina Jelov¹ek. Als Andrej Smole beim Namenstagessen
war, das Gericht war bereits aufgetafelt, fiel er plötzlich
um und starb auf dem Schoß des Dichters. Pre¹eren suchte
völlig deprimiert bei seiner Geliebten Trost. Ihre Reaktion
darauf: "Ja, und wer hat dann das Kaninchen aufgegessen?"
Pre¹eren ging enttäuscht und bedrückt ins Wirtshaus, das
langsam sein zweites Zuhause wurde. Gründe fürs Trinken
hatte er viele: wieder hat man ihm einen Antrag für die
Anwaltspraxis zurückgewiesen, die Freunde starben alle
der Reihe nach, Ana war nicht die richtige Frau für ihn,
Julija war glücklich verheiratet, und auch die dichterische
Schaffenskraft wurde immer schwächer. Der Dichter machte
sich immer mehr einen Namen durch deftige Lieder und solche
für Kneipenfeste. Auch sein Erscheinungsbild wurde immer
miserabler: er war korpulent und verwahrlost. Seinen Seelenzustand
veranschaulicht ausgezeichnet die Bemerkung in einem Brief
an Stanko Vraz: "Arbeite sieben Stunden bei Dr. Crobath,
damit ich zwei Stunden bei der alten Metka trinken kann!"
Und eben in diesem Wirtshaus wohnte Jerica Podboj, die
Tochter der Wirtin Metka. Pre¹eren verliebte sich in das
junge Mädchen und widmete ihr einige Gedichte (Ukazi/Befehle,
Pod oknom/Unterm Fenster, Pro¹nja/Bitte). Das war eine
typische pre¹erensche Liebe, "ohne Hoffnung auf Sieg",
könnte man sagen, denn Jerica zeigte ebenfalls keine Zuneigung
zum Dichter. Bald danach heiratete sie einen englischen
Industriellen, der Miteigentümer der Spinnerei in Ljubljana
war.
|
|
|
|
|
|
|
|
   |
|
|
|
|